Buchvorstellung
“Lektionen über vedische Hymnen”
von Dr. Ekkirala Krishnamacharya
Sookthas sind als Su-Ukthas zu verstehen. Das heißt, "die gut Geäusserten". Die Veda Sookthas sind gute Äußerungen. Die vedischen Seher beobachten sie in der Natur und lassen sie aus dieser Beobachtung heraus erklingen. Die vedischen Seher wissen "Wie es ist und wie es wird".
Das Entstehen der Schöpfung mit dem Hintergrund des "SEINS", ist ein Prozess von Klang und Licht. Die Seher erkannten, dass das Universum durch die aus dem Klang hervorgegangene Schöpfung entstanden ist. Der Vorgang der Klangerfahrung aus der Stille ist ein vielfältiger Vorgang. Diese verschiedenen Vorgänge werden als Sookthas ausgedrückt. Von den vielen Sookthas wurden ein paar von Meister E.K. erläutert, um den Aspiranten einen Geschmack der Sookthas zu geben.
Jeder spirituelle Aspirant wird durch das regelmäßige Äußern der Sookthas, mindestens 30 bis 60 Minuten am Tag, bereichert. So wird das gegenwärtige Büchlein den Aspiranten von der W.T.T.- Bruderschaft überreicht.
Inhalt: Vorwort; Agni Sooktham; Vaayu Sooktham; Aswani Sooktham; Indra Sooktham, Purusha Sooktham; Sri Sooktham; Purusha Sooktham-Text; Sri Sooktham-Text.
The World Teacher Trust, Indien 1994.
Das Buch ist nicht auf Deutsch erhältlich, nur auf Englisch.
Leseprobe:
Auszug: Aswini Sooktham, Rigveda, Mandala 1, Sukta 1110. Paavakaanah Saraswathee Vaajebhirvajineevathih, Yagnam Vashtu Dhiyaa Vasuh.
11. Chodayithree Soonruthaanam Chethanthee Sumatheenaam, Yagnam Dadhe Saraswathee.
12. Maho Arnah Saraswathee Prachethayath, Kethunaa, Dhiyo Viswaa Viraajathi.
Strophe 10
Saraswathi wirkt reinigend und spendet Nahrung. Sie ist die wahre Verkörperung der Fülle der Erleuchtung. Möge sie für immer in unserem Yagna mit all ihrer Geschwindigkeit leben.
Strophe 11
Saraswathi erweckt Äußerungen der Wahrheit. Sie stimuliert das Denken jener, die sich durch rechtes Denken auszeichnen. Oh! Du, Bezaubernde, lebe ewig in meinem Yagna.
Strophe 12
Der verzweigte Strom des Flusses Sarawathi lässt den Ozean des Lichts immer bewusster. werden. Durch sie wird der Willen verschiedenster Lebewesen mehr und mehr erleuchtet.
Einführung zu den Strophen 10 bis 12
Sarawathi ist die Göttin des Stromes des Selbst-Ausdrucks, nachdem er geäußert wurde. Sie existiert in den Menschen als Geschwindigkeit. In allen Lebewesen existiert sie als die Unterströmung, welche durch die Äußerung in die Objektivität entflieht. In allen bewussten, unterbewussten, überbewussten Lebewesen lebt sie als das Wort, das verborgen, halb-offenbart und vollkommen geäußert ist. In den unbelebten Geschöpfen lebt sie als die "Mandra-" Bewusstseinsebene, und von ihr aus manifestieren die unbelebten Geschöpfe ihre Eigenschaften. Sie wird als die mächtige Strömung eines Flusses geschildert, der seine eigenen Bewusstseins-Tröpfchen immer weiter vorantreibt, sodass sie letztlich im Ozean des Lichts kulminieren. Dieser Prozess wird Selbstverwirklichung genannt. Sie wird auch als die Verkörperung des Wortes, welches geäußert wird, wenn sie auf dem Schwan der Atmung reist, dargestellt.
Erklärung
Strophe 10
Saraswathi besitzt die Eigenschaft reinigend zu wirken und erscheint als Verkörperung von Fülle und Weisheit. Die Äußerung des Wortes entfaltet sich weit über die objektiven Ebenen des Denkens hinaus. Sie erscheint zuerst in den Bereichen des halb-subjektiven Bewusstseinsschlummers. Unreine Absichten, Darstellungen und Interpretationen gehören zum bewussten Denken, welches sich auf der Oberfläche befindet. Daher können diese Unreinheiten die Göttin der Sprache nicht berühren. Im schlimmsten Fall können sie in die Ebene der Satzbildung und Hinzufügung allgemein gängiger Wortbedeutungen hineinreichen. Der Ursprung und die Entwicklung einer Äußerung hin zu einem Wort wird nie durch Absicht beeinflusst. Deswegen wird Saraswathi als Göttin verstanden, die reinigend wirkt und rein bleibt. Jener, der über der Äußerung meditiert und ihrer Herkunft nachspürt, wird in seinem Denken gereinigt werden.
Saraswathi wird als Besitzerin des Nahrungsreichtums dargestellt. Die Absicht zu äußern ist das gleiche Zentrum wie jenes, das die Absicht, den Körper und das Denken zu nähren, regiert. Das Bewusstseinszentrum ist auch das Zentrum der Äußerung und das Zentrum der Lebenskraft. Das Bewusstseinszentrum verursacht die Absicht, zu äußern. Das Zentrum der Lebenskraft sammelt Agni und andere Devas als Nahrung an, um die notwendigen Energien für die Äußerung zu schaffen. Das ist die Fülle der Nahrung, die durch Saraswathi zusammengebracht wird. Dies beinhaltet das Einnehmen der Nahrung, des Wassers, der Luft, etc. durch Aktivitäten des Stoffwechsels. Dann ist das Fahrzeug bereit für die Äußerung. Das Bewusstseinszentrum arbeitet durch Agni; Indra-Vayu und Mitra-Varuna. Das Vitalzentrum arbeitet durch die Aswins und den Viswadevas, mit der Unterstützung von Indra. Die Äußerung des Wortes als Stimme und Sprache geschieht durch Saraswathi und ihrer Deva-Gruppe. Vom Erwachen des Kosmos an, bedingen die Devas die Pulsierungen und Äußerungen des Universums, des Sonnensystems, der Atome und Individuen. Deshalb ist in einem Menschen das Yagna, eine Äusserung des Selbstausdrucks zu machen, für alle Devas der Höhepunkt der Verwirklichung. Ihr Ziel wird in der Äußerung von Menschen verwirklicht, wenn die Äußerung mit den präkosmischen Bewusstseinsebenen auf der Ebene der Gandharvas im Einklang ist.
Saraswathi ist die zur Synthese bringende Gottheit aller Bemühungen der Devas. Sie bildet den Strom der Äußerung und wird als von hoher Geschwindigkeit beschrieben. Es geht darum, einen wunderschönen, ungehinderten Geschwindigkeitsstrom zu erfahren.
Strophe 11
Gemäß der Samaveda-Schule (die musikalische Annäherung an die vedische Wissenschaft) ist die Äußerung des Einzelnen, welche in Gedanke und Wort in der Form von Musik im Einklang ist, die Erfüllung und Verwirklichung vom Yagna. Die Erfahrung der Musik an sich ermöglicht den Höhepunkt und die Frucht vom Yagna. Daher wird die Musik als Leiter für das ganze Yagna verstanden.
Der Ursprung des Wortes ist der Ursprung der Wahrheit. Er liegt in den innersten Schichten des Bewusstseins, welche mit dem oberflächlichen Denken und von der objektiven Äußerung aus nicht nähern kann. Wenn das Denken das Wort begleitet, besteht die Möglichkeit einer fehlerhaften Äußerung und falschen Darstellung. Hinter diesen Schichten liegt der Ursprung der Äußerung und deswegen wird Saraswathi als jene, welche die Wahrheit als Äußerung stimuliert, bezeichnet.
Wenn das individuelle Denken in die Ebene des Wirkens der Devas übergeht, dann ist die sprachliche Äußerung mit Wahrheit geschmückt. Hier bedeutet Wahrheit nicht nur eine wahre Wiedergabe bekannter Tatsachen, sondern auch die wahre Wiedergabe aller unbekannten Ebenen und der universalen Wahrheiten.
Das Denken jener, die es aufrichtig gut und glücklich erhalten, berührt Saraswathi mit ihrer sprachlichen Äußerung und lässt es erwachen und erleuchten. Der Vorsatz glücklich oder nicht zu sein, existiert im oberflächlichen Denken. Wenn der Vorsatz glücklich und gut zu sein ist, dann geht Saraswathi darauf ein und macht ihn zu einem Teil ihrer selbst. Wenn der Vorsatz aber unglücklich und schlecht zu sein ist, muss Saraswathi ihm entgegen treten und ihn zerplatzen lassen. Dadurch kommt es zu einer mentalen und physischen Störung.
Strophe 12
Hier wird Saraswathi als herrlicher Strom eines großen Flusses beschrieben. Es heißt, dass sie sich verzweigendene Strömungen enthält Die Verzweigungen stehen für die verschiedenen Annäherungsweisen und die diversen Anwendungen der Äußerung. Sie gehen in die mannigfaltigen Zweige der Weisheit über. Sie repräsentieren zudem die unterschiedlichen Klänge und Satzmelodien, welche den Intentionen und Stimmungen des sich Äußernden folgen. Von Saraswathi heißt es weiterhin, dass sie diese Bächlein in den Ozean fließen lässt. Der Ozean wird hier als Lichtmeer bezeichnet. Wenn die Sprache uns in die vielen Zweige der Weisheit hinein erwachen lässt in der Form dessen, der lehrt und dessen, der empfängt, dann erreicht die Weisheit ihren Höhepunkt im Empfänger. Dann kulminiert die Weisheit in der einen Erfahrung der Weisheit, die Erleuchtung genannt wird.. Das höchste Bewusstsein der Erleuchtung ist die musikalische Erfahrung der Gandharvas.
Am Anfang wird die Stimme von Tieren und Vögeln dazu verwendet, ihren eigenen Gefühlen und Bedürfnissen Ausdruck zu verleihen. Dies gilt auch für den primitiven Menschen. Wenn er geistig heller wird, trägt seine Stimme zum Lernen, zum Lehren und Erklären der Dinge bei. Auf der nächsten Stufe wird sie vom Menschen dazu ausgebildet, zum Bau von Sätzen beizutragen mit allen seinen Entsprechungen und um Bedeutung zu tragen. Schliesslich wird die Stimme dazu geschult, musikalisch zu werden und sich auf Gesang einzustimmen. Dies trägt zum Verschmelzen des individuellen Denkens im Hintergrund der Gandharva-Bewusstseinsebene bei. Somit erreicht der kleine Bach seinen Höhepunkt im Ozean der Erfahrung.