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Buchvorstellung

“Sri Sastri Garu. Die Geschichte eines Jüngers”

von Dr. K. Parvathi Kumar

 

Lessons on the Yoga of Patanjali

Jüngerschaft ist ein Vorgang der Umwandlung des Menschen von seinem Zustand der Unwissenheit in einen Zustand des Lichts. Auf diesem Pfad trifft er sich selbst. Ein wahrer Jünger lebt, indem er das Licht im Innern verbirgt und still für dessen weiteres Leuchten arbeitet. Er strahlt das Licht in Stille und Einfachheit aus. Ein Beispiel eines solchen Jüngers ist K.V. Sastry, dessen Geschichte jene inspiriert, die den Pfad des Lichts in Einfachheit gehen. Es erfordert Einfachheit, um die Wahrheit zu verwirklichen. Der Leser findet solch eine Einfachheit im Leben und in den Ereignissen des Lebens von Sri Sastry.

Inhalt: Vorwort; Umgebung; Herkunft; Einweihung; Erziehung und Arbeit; Öffentlicher Dienst; Familie; Ausrichtung auf Gott; Aufstieg.

Mehrsprachige Ausgabe: Deutsch / Englisch / Spanisch / Französisch
Ediciones Dhanishtha, Barcelona, 1998. ISBN: 84-88011-32-6
Dhanshta Indien: Englisch, Telugu, Kannada
 

Leseprobe:

Kapitel III: Einweihung

Sambhudu wuchs unter der elterlichen Fürsorge eines solch gütigen Paares heran, das dem Göttlichen diente. Auch er empfand tiefe Zuneigung zu allen göttlichen Aktivitäten. Er war das Gespräch des Dorfes. Die Leute pflegten zu sagen: "Aus einem Haus von Schwänen kommen nur Schwäne und keine Kraniche. Dieser Junge wird wie sein Grossvater sein: ein Wohltäter der menschlichen Gesellschaft." In jedem Haus war er das Lieblingskind und ein Helfer in der Not. Seine sozialen Aktivitäten gingen weit über das hinaus, was Kinder seines Alters taten. Als Sambhudu zwölf Jahre alt war, wurde ihm eine schwere, aber angenehme Aufgabe übertragen. Er sollte frisch zubereitete Mango Pickles vom Haus seiner Grossmutter über die Felder zu seinem Elternhaus tragen, von einem Dorf ins andere, das fünf Kilometer entfernt war. Es war Sommer.

Andhra Pradesh ist wegen seiner Mango Pickles weltberühmt. Die Menschen in Andhra mögen Pickles sehr gern und sind als Pickles-Esser bekannt. Unter den unzähligen Pickles-Sorten, die sie zubereiten, ragen die Mango Pickles wie ein leuchtender Stern am Himmel heraus. Der Sommer ist die Zeit, in der die Mangos reifen. Der Sommer ist für die Inder die Jahreszeit der Mangos. Die Frauen sind im Sommer eifrig damit beschäftigt, Mango Pickles zuzubereiten, damit sie das ganze Jahr über gegessen werden können. Sie bilden Familiengruppen und stellen einen Krug nach dem anderen mit den Pickles her.

Die Mangos werden in Stücke geschnitten, in Salz eingelegt und darin in die Sonne gelegt, um sie zu konservieren. Sie werden von der Sonne aufgeladen, später mit Chillypulver und Senfsaat gemischt und in Sesamöl aufbewahrt. Chillypulver, Senfsaat und Sesamöl sind Mittel, die Hitze erzeugen. Die Pickles erzeugen Hitze, um der Sommerhitze entgegenzuwirken. Es ist ein avurvedisches Prinzip, dass man der Hitze mit Hitze und der Kälte mit Kälte begegnet. Ayurveda schlägt kalte Duschen im Winter und warme Duschen im Sommer vor. Das homöopathische Prinzip ‚similis similibus curantur' ist auch seit Tausenden von Jahren das ayurvedische Prinzip. Der Ayurveda behandelt giftige Fiebererkrankungen mit dem Gift der Kobra! "Wende Hitze an, um Hitze zu bekämpfen - ushnam ushnena seetalam", sagt der Ayurveda. Die Essgewohnheiten haben sich entsprechend den klimatischen Bedingungen des Ortes entwickelt. Indem man die Früchte, die Gemüse und das Getreide der Jahreszeit isst, stimmt sich der Körper auf die Jahreszeit der Natur ein. Nach diesem Prinzip hat sich seit alter Zeit die Tradition der Mango Pickles entwickelt.

Die Frauen des Hauses sind im Sommer in festlicher Stimmung, während sie die Pickles so geschmackvoll wie möglich zubereiten. Zusammen mit den Zutaten kochen sie ihre Liebe zur Familie in die Pickles. Tatsächlich stellt die Liebe zur Familie eine wichtige Zutat in der Zubereitung der Pickles dar. Die Männer im Haus probieren die Pickles und zeigen ihre Anerkennung. Sind alle Pickles fertig zubereitet, werden sie in den Familien verteilt. Die Zubereitung war eine gemeinsame Arbeit von Familien, die eine ähnliche Schwingung hatten.

Von seiner Grossmutter waren Sambhudu zwei Tonkrüge anvertraut worden, die er nach Hause tragen sollte. Jeder Krug wog zehn Kilo. Sambhudu musste eine Entfernung von fünf Kilometern zurücklegen. Er nahm die Krüge mit den Pickles auf seine zarten Schultern und ging in den frühen Morgenstunden los. Unter den Kindern war er als effektiver Arbeiter, als hilfsbereit und als Junge mit starkem Willen bekannt. Das wusste die Grossmutter, und sie vertraute ihm deshalb diese Arbeit an. Sambhudu machte sich auf den Weg und durchquerte die Reisfelder. Als er sich die Last auf die Schultern legte, fing er an, den heiligen Namen des Herrn zu singen. Er sang, und der heilige Name ging über Buddhi und Manas zu der Zunge. Er bewegte sich im Licht vorwärts, und während er von der Herrlichkeit des Herrn sang, dachte er nicht au die Last der Pickles. Er war trunken von Gott und ging weiter.

Plötzlich begegnete er auf dem Weg in einem ausgetrockneten Reisfeld einer weissen Kobra, deren Körper - vielleicht durch die Widerspiegelung des Sonnenlichtes - glänzend strahlte. Auf ihrem Kopf trug sie einen strahlenden Edelstein! Der junge Sambhudu schaute sie an. Er sang den Namen des Herrn weiterhin, doch nicht mehr mit dem Mund, sondern im Herzen, mit dem Mund des Denkens. Seine Augen schlossen sich. Er lauschte dem ungeäusserten heiligen Wort des Herrn in der Höhle des Herzens. Er verschmolz mit dem Anahata-Klang. Die Zeit hörte für ihn auf zu existieren. Er wusste nicht, wie lange er so dastand. Langsam öffnete er wieder seine Augen. Die Kobra war nicht mehr da. Er war verblüfft und fragte sich: "War das Wirklichkeit?" Von innen kam die Antwort: "Ja, es ist Wirklichkeit!" 'Wenn es so ist, wo ist die Schlange jetzt?", fragte er. Von innen kam keine Antwort. Er schaute sich um. Alles war totenstill. Das öde sommerlich ausgetrocknete Feld vermittelte eine tiefe stille Gegenwart. Wieder begann er, den Namen des Herrn zu singen, und ging weiter. Als er sich bei dem ganzen Geschehen auf dem Weg umdrehte, standen die Krüge mit den Pickles sicher auf seinen Schultern.

Sambhudu kontemplierte über das Ereignis. Er schien sich zwischen dem objektiven und subjektiven Bewusstsein zu befinden. Ihm war nicht klar, was wirklich und was unwirklich war. Es war ein neues Erwachen, das er nicht mit seinem vergangenen spirituellen Training verbinden konnte, das aber als Neigung in ihm vorhanden war. Die spirituelle Praxis gehört zur Seele, und sie wird über viele Reinkarnationen weitergeführt, so wie der Faden einer Girlande durch viele Blumen läuft. Auf der mentalen Ebene wird das Programm des gegenwärtigen Lebens weitergeführt, während auf der höheren Ebene das spirituelle Programm vorherrscht. Manchmal verlagert sich im Wahrheitssucher das Gewahrsein von der mentalen zur buddhischen und atmischen Ebene. Diese lösen sich vom Programm der Persönlichkeit und werden mit dem höheren Programm der Seele verbunden. Die begrenzten Bedingungen setzen aus, und die spirituellen Gegebenheiten treten hervor. Die Kobra, die er gesehen hatte, war nicht von dieser Erde, sondern aus Licht. In einem Jünger werden diese beiden Programme von Zeit zu Zeit miteinander verbunden und bewirken die notwendige Einweihung.

Als er zu Hause ankam und die Krüge mit den Pickles seiner Mutter übergab, wurde er wieder in die innere Stille absorbiert. Das lebensfrohe Kind, das das Haus mit seinen humorvollen Gesprächen unterhielt, war still. Die Mutter beobachtete das Kind und berichtete ihrem Mann davon. Sri Jagannadha Sastry ging zu seinem Sohn und erkundigte sich vorsichtig. Der zwölfjährige Sohn erklärte verwundert alles, was ihm auf dem Weg geschehen war. Sri Jagannadha Sastry war begeistert. Er erkannte, dass sein Sohn eine Vision der Kundalini gehabt hatte und dass er wegen seines jungen Alters dadurch aus der Fassung gebracht worden war. Er streichelte seinem Sohn den Rücken und umarmte ihn liebevoll. Seiner Frau sagte er: "Unser Sohn ist ein gesegnetes Kind. Er ist ein Yogi, von Geburt an ein natürlicher Yogi. Er ist mit einer Berufung geboren. Wir sind gesegnet." Indem er so sprach, freute er sich im Inneren über die Errungenschaft seines kleinen Sohnes.

Seitdem visualisierte Sambhudu die Kraft der Kundalini von Zeit zu Zeit in ihrer strahlend weissen Farbe, bis er bei vollem Bewusstsein seinen letzten Atemzug tat.

Sri Sastry Garu
 
Sri Sastry Garu

 

Sri Sastry Garu - Signature
 
Unterschrift von Sri Sastry Garu

 

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