Guter Wille in Aktion Nr. 12: Kooperation
Probleme als Botschaften
Immer mehr Menschen verspüren die innere Einheit allen Lebens, und der Drang, mit
anderen zusammenzuarbeiten, nimmt zu. Zusammenarbeit lernen wir in Partnerschaft und Familie, in der täglichen
Arbeit, durch Mitarbeit in einem Verein, einer sozialen, religiösen oder politischen Organisation. Die
Beiträge zur Zusammenarbeit sind nicht nur in Geld zu bemessen, sie können auch physischer,
psychischer oder gedanklicher Art sein. Wir arbeiten in zahlreichen Tätigkeiten mit anderen zusammen und
schulen uns so, uns in Einklang mit der Umgebung und mit subtileren Aktivitäten zu
bringen.
Oft jedoch mischen sich Konflikte in die Zusammenarbeit. Wir haben
Vermutungen darüber, was andere tun oder über uns denken und lassen uns davon beeinflussen. Es gibt
Reibereien mit Menschen, mit denen wir nicht übereinstimmen und die uns unangenehm sind. Erwartungen an
unsere Kinder und Freunde werden enttäuscht. Probleme mit einem Partner, der nicht kooperiert, machen das
Heim zur Hölle. Normalerweise tendieren wir dazu, die Ursachen für unsere Probleme in anderen zu
sehen, aber die Probleme liegen in uns selbst. Wir haben hervorragende Mechanismen, um die Probleme anzuziehen.
So wird im äusseren Lebenspartner ein Problem widergespiegelt, das wir mit unserem inneren Lebenspartner
haben: Der Partner, der nicht mit uns zusammenarbeitet und nicht zu uns passt, ist eine Botschaft, dass in uns
die Zusammenarbeit zwischen Persönlichkeit und Seele nicht funktioniert, denn aus einer höheren Sicht
ist die Persönlichkeit die Ehefrau der Seele. Vom äusseren Partner kann man sich scheiden lassen, aber
Persönlichkeit und Seele sind nicht voneinander trennbar. Ohne die Persönlichkeit kann die Seele
nichts tun. Wir müssen die Streitigkeiten auflösen, um nicht ewig im Kampf mit uns selbst zu leben.
Freundliche Beziehungen
Zwischen Seele, Denken und Körper muss eine freundliche Beziehung hergestellt werden, denn
Freundlichkeit ist die Basis für eine gute Zusammenarbeit. Wo Autorität herrscht, wird heimlich hinter
dem Rücken gearbeitet. Die Seele liebt die Freiheit und möchte nicht unter einem Diktat stehen. Die
Persönlichkeit braucht gewisse Dinge, die Seele braucht andere. Wenn wir versuchen, ein strenges, klösterliches
Leben zu führen, widersetzt sich die Persönlichkeit. Sie ist kein Feind, sondern möchte uns
helfen. Doch wir können ihr nicht alles vorenthalten und sagen: „Du musst aber die Arbeit für
die Seele tun!“ Dann sagt die Persönlichkeit: „Danke, auf Wiedersehen!“ Wir müssen
auch mit unserem Körper, unseren Gefühlen und Gedanken freundlich umgehen, dann arbeiten sie mit uns
zusammen. Durch Geben und Nehmen entsteht eine gute Beziehung.
Wir bauen eine Freundschaft auf,
indem wir Kompromisse schliessen und Vereinbarungen treffen. Wir sollten der Persönlichkeit
das geben, was sie braucht - ab und zu auch „Süssigkeiten“, sonst landen wir in einer „klösterlichen
Monotonie“, wie Meister Morya es nennt. Der Körper ist wie der jüngere Bruder, der nicht über
das Programm des älteren entscheiden kann, der aber durch Freundlichkeit zur Mitarbeit gewonnen wird. Wenn
wir den Körper nicht richtig benutzen, macht er uns Schwierigkeiten in Form von Unbehangen, Krankheiten,
Verfall und Tod. Doch selbst die Krankheiten warten und kooperieren mit uns, wenn wir für den Zweck des
Lebens arbeiten: Sie werden aufgeschoben, bis die Stunde schlägt. Dies ist eine Wahrheit, die jeder
spirituelle Schüler wissen sollte. Wir sollten jedoch nicht vollkommene Gesundheit anstreben, denn die gibt
es nicht. Selbst gesunde Menschen haben Leiden, in Form von Sorgen, Angst oder Stolz. Diese sind schlimmer als
Beschwerden auf der physischen Ebene.
Wenn Seele und Persönlichkeit gut zusammenarbeiten,
führt dies zu einem kooperativen Verhalten anderen gegenüber und zu einem liebevollen
Verstehen ihrer Probleme. Freundlichkeit und Liebe schaffen Vertrauen, was die Voraussetzung für eine gute
Zusammenarbeit ist. Wir können Zusammenarbeit nicht fordern, wenn wir sie fordern, wird sie nicht kommen.
Zunächst müssen wir mit anderen gut zusammenarbeiten, ohne auf deren Zusammenarbeit zu warten. Die
beste Art, die Zusammenarbeit anderer zu gewinnen, ist, andere zu unterstützen, bevor man von ihnen Unterstützung
erwartet. Zu warten, bis man Leute findet, die mit uns zusammenarbeiten, ist ein schwacher Wille. Das Leben der
Grossen zeigt, dass sie dem göttlichen Willen folgten und sich nicht auf Äusseres verliessen, um ihre
Arbeit zu manifestieren. Sie führten ihre Arbeit durch, und Menschen kamen hinzu, um zu helfen, wie auf dem
Weg eines Flusses Wasser hinzukommt. Durch diese Art von Selbst-Regierung wird man magnetisch, um von der
Objektivität das zu sammeln, was für die Arbeit notwendig ist.
Reibung und Abrunden
Um einen Jünger versammeln sich immer Menschen, mit denen er nicht übereinstimmt,
damit Reibung und Abrunden stattfinden kann. Es ist ein Paradox, wenn wir in Gruppen guten Willens ernsthafte
Schwierigkeiten untereinander haben. Der Meister denkt: „Diese Kinder!“, doch er verurteilt unser
Verhalten nicht, weil er Mitgefühl mit uns hat. Im Garten des Meisters sind alle willkommen, keiner wird
zurückgewiesen. Er sieht den Einen in allem, was ihm begegnet, auch in jedem merkwürdigen Verhalten.
Wir mögen mit dem Verhalten eines anderen übereinstimmen oder nicht, aber wir können mit dem
Einen im Inneren des anderen übereinstimmen. Das bedeutet, wir treffen die Seele im anderen und belasten
uns nicht mit seiner Persönlichkeit. Meister E.K. pflegte zu sagen: „Die Gruppe ist der Meister. Tue
nichts, was dem Interesse der Gruppe im Wege steht.“ Ansonsten läuft man Gefahr, aus der Gruppe
herauszufallen.
Eine Gruppe von Jüngern ist nicht dazu verpflichtet, die gleiche Art von
Arbeit zu tun und auf die gleiche Weise. Sie haben sich verpflichtet, unter der Inspiration ihrer
Seele zu arbeiten, und dies wird durch den Kontakt mit dem Meister und untereinander gestärkt. Sie sind
durch Gleichheit ihrer Vision und Schwingung miteinander verbunden, durch gegenseitigen Respekt und vor allem
vollständiger Freiheit. Der Meister sagt nicht: „Tue dies oder das“. Der Jünger muss durch
Nachdenken erkennen, wo seine Mitarbeit erfordert ist, und so entfaltet sich der Plan. Für diese Arbeit ist
eine völlige Freiheit von Kritik notwendig. Kritik zerstört die Herzlichkeit, stillschweigende
Nicht-Kooperation untergräbt die Grundlagen für gemeinsamen Dienst. Wir müssen daher lernen, mit
Kritik und Meinungen über andere vorsichtig zu sein. Es braucht auch ein vernünftiges Mass an
Flexibilität, damit in einer freiwilligen Gemeinschaft eine natürliche Zusammenarbeit in Freiheit und
Herzlichkeit entstehen kann. Mit Freundlichkeit können die Dinge viel schneller und besser erledigt werden.
Zusammenwirken mit den Devas
In Taten guten Willens strömt Energie. Hingabe und Enthusiasmus beim Dienen halten uns
im Fluss und vervielfältigen die Wirkung. Bei jedem Dienst für das grössere Ganze erhalten wir
Inspiration und Führung durch die Meister der Weisheit und die Devas, die subtilen Intelligenzen der Natur.
Die Devas freuen sich, mit uns für den Plan zusammenzuarbeiten. Wir können vielleicht nicht
wahrnehmen, was hinter dem Vorhang geschieht, doch wenn wir uns des spontanen Zusammenwirkens bewusst werden,
wird ihr Segen verstärkt. Wenn wir aber glauben, die Energien kämen aus uns selbst und Stolz
entwickeln, fallen wir aus der Gegenwart heraus und weichen vom Pfad ab. Das Gewahrsein der Gegenwart belebt die
Zusammenarbeit mit allem, was uns umgibt, und verleiht unserem Leben Erfüllung.
Verwendete
Quellen: K.P. Kumar: Saraswathi. Das Wort / div. Seminarnotizen. E. Krishnamacharya: The Book of Rituals.
The World Teacher Trust e.V. Edition Kulapati. D- Wermelskirchen (www.kulapati.de /
www.worldteachertrust.org).