Buchvorstellung
“Der Weisse Lotus”
von Dr. K. Parvathi Kumar
Das Büchlein spricht von der Symbolik des Lotus. Der Lotus ist ein tiefgründiges vedisches Symbol, das den Studenten der Symbolik bezaubert. Die Broschüre ist eine spontane Rede, geflossen durch den Autor.
Zweisprachige Ausgabe, Englisch/ Deutsch
Ediciones Dhanishta, Spanien, 1993
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Leseprobe:
Auszug: Der Weisse Lotus"Der Weisse Lotus" ist ein sehr heiliges Thema - so heilig, dass wir es in aller Demut und Bescheidenheit angehen sollten.
Wir sind alle unwillkürlich und auf unerklärliche Weise angenehm berührt, wenn wir einen Lotus sehen. Wir können nicht erklären, warum das so ist. Aber in dem Moment, in dem wir einen schönen weissen Lotus sehen, stellt sich einfach ein Glücksgefühl ein. Dachten wir je darüber nach, warum das so ist?
Ein schöner weisser Lotus offenbart viele Geheimnisse, wenn wir innehalten, ihn betrachten und zu ihm sprechen können. Wenn wir zu ihm sprechen, lächelt er, und dies bedeutet eine Antwort; denn all jene, die von Bewusstsein erfüllt sind, antworten nur mit Lächeln, und nicht mit Worten. Der weisse Lotus stellt solch ein Bewusstsein dar. Wenn wir Augen haben, um wirklich zu sehen, gibt er uns viele Antworten; daher gilt er als heilig und wird verehrt und angebetet.
Wie kommt es, dass wir bestimmte Metalle anderen vorziehen? Unwillkürlich ziehen wir Gold dem Eisen vor. Was veranlasst uns, Gold oder Silber gegenüber Eisen den Vorrang zu geben? Was berührt uns so angenehm, wenn wir ein schönes weisses Pferd oder eine schöne weisse Kuh sehen? Die Augen einer Kuh in Indien vermitteln uns einfach Ruhe und wie von selbst innere Stille. Darin liegt die Schönheit der weissen Kuh.
So, wie wir eine Vorliebe für das Pferd oder die Kuh haben, so fühlen wir uns mehr zu Edelsteinen als zu anderen Steinen hingezogen. Warum wählen wir Kristalle aus, die wir in kostbare Vitrinen legen und nicht irgendwelche Steine von der Strasse? Warum schmücken wir unser Haus nur mit Blumen und nicht mit irgendwelchen Gewächsen aus dem Pflanzenreich? Bei einer solchen Betrachtungsweise erfahren wir, dass es Dinge gibt, die dem Menschen wie von selbst Glück und Erquickung bringen. Es gibt auch Menschen, die immer willkommen sind, ihre Gegenwart schenkt Glück und Frohsinn, in ihrer Gegenwart stellen sich Ruhe und Ausgeglichenheit ein.
Heitere Gelassenheit prägt das Leben im Ashram eines Meisters. In seiner Aura leben Tiger und Reh in guter Freundschaft miteinander. Das ist möglich, weil der Meister durch sein Bewusstsein diese Harmonie ausstrahlt. Dies trifft auch zu für das Bewusstsein, das von Gold und Silber, von Edelsteinen und Kristallen, von weissen Pferden, weissen Kühen, weissen Schwalben, weissen Schwänen, Elefanten etc. ausgeht. Solche Gebilde verbreiten viel Licht, das wir 'DAS LICHT DES BEWUSSTSEINS" nennen.
Wir fühlen uns zu Menschen hingezogen, die den Magnetismus der Liebe in sich tragen. Ebenso fühlen wir uns von all jenen Wesen anderer Reiche angezogen, die ich zuvor erwähnt habe:
Der Lotus stellt ein einzigartiges Beispiel von Bewusstsein dar. Er ist nur darauf ausgerichtet, sich als Blüte zu entfalten. Dieser Vorgang ist nicht so aufwendig wie bei anderen blühenden Pflanzen. Diese haben neben ihren Blüten noch viele andere Details. Die Rosen haben viele Dornen und Blätter - oft trägt ein Rosenstock bei weitem mehr Blätter und Dornen als Blüten, d.h. es gibt da viel Unwesentliches neben dem wenigen Wesentlichen.
Ein Durchschnittsmensch trägt viel mehr Un-Wesentliches als Wesentliches in sich. Wenn ihr einen Meister der Weisheit betrachtet, bemerkt ihr, dass er nur Wesentliches und nichts Un-Wesentliches in sich hat.
Es gibt auch grosse Bäume, die zahlreiche Blüten tragen; aber selbst in diesem Fall ist ein mühseliger Wachstumsprozess für den Baum zu durchlaufen, der darin besteht, Äste, Zweige, viele Blätter und einige wenige Blüten auszubilden.
So überwiegen die Äusserlichkeiten bei weitem die Essenz. Aus diesem Grund stelle jene Bäume ein gutes Abbild menschlichen Lebens dar.
Auch wir leben mehr im Aussen als in der Essenz; wir sind darin so sehr gefangen, dass wir oft die Essenz verfehlen. Es gibt so viele unwesentliche, belanglose Reden, Bewegungen und Handlungen, und nur hin und wieder tritt vielleicht in einer Äusserung eine Perle zutage.
Beim Lotus hingegen findet man eine völlig andere Situation vor. Er hat nichts Un-Wesentliches, er ist nur darauf ausgerichtet, sich zu entfalten und uns die Schönheit seines Duftes und seines Lichtes zu zeigen. Er empfängt nichts anderes als die Schönheit seiner Blütenblätter und deren Entfaltung; er zeigt uns nicht den Stängel, auf dem die Blüte ruht.
Der Stiel ist der Persönlichkeit vergleichbar, die der Lotus nicht zeigt, er zeigt das Wesentliche und verbirgt das Un-Wesentliche. Er bringt allen Menschen die gute Botschaft, sich im Umgang mit anderen Lebewesen vom Un-Wesentlichen in uns fern zu halten und im Wesentlichen zu verweilen. Wenn wir zu allen Zeiten einzig Licht und Liebe ausstrahlen können und immer nur lächeln, dann können wir als ein Lotus betrachtet werden. Aber wir haben so viel anderes vorzuzeigen; anderes als Licht und Liebe. Beim Durchschnittsmenschen ist die gewöhnliche Zurschaustellung so vieler Dinge vordergründig. Aus diesem Grund bringt uns der Lotus die Botschaft:
"Zeige das Schöne, Edle, das du in dir trägst; zeige das Licht, das in dir strahlt und zeige die Entfaltung in dir; zeige, was sanft und mitfühlend in dir ist, und lass dies in Stille und Schweigen geschehen."
Der weisse Lotus kann uns so viele Botschaften durch blosse Betrachtung vermitteln, und sei es nur auf einem Bild.